Impuls für die dritte Adventswoche von Direktor Rainer Remmele
Morgen gehe ich mich besuchen, hoffentlich bin ich zu Hause!"
Von Karl Valentin stammt dieses Wort, über das schon so Viele geschmunzelt haben. Schon so manchem aber ist bei diesem Satz auch das Lachen im Hals stecken geblieben. Wann hab ich mich wirklich das letzte Mal besucht? Wie lange ist das her, dass ich bei mir vorbeigeschaut habe? Wie oft gehe ich mir aus dem Weg? Wann nehme ich mir Zeit für mich, nur für mich, ganz alleine?
Es gehört Mut dazu, bei sich selber anzuklopfen. Es kostet Kraft, die Tür zu meinem Inneren vorsichtig zu öffnen und bei mir selber einzutreten. Vor mir davonlaufen ist leichter als ganz bei mir zu sein, mich anzunehmen und auszuhalten, so wie ich eben bin. Dabei wäre es so interessant, mich kennenzulernen. Was ist aus mir geworden? Was macht das Leben zur Zeit aus mir? Bin ich mir noch sympathisch? Oder kann ich mich so wie ich bin gar nicht leiden?
Jeder Tag, jede Begegnung, jede Erfahrung hinterlässt Spuren in meinem Leben, in mir. Diese Spuren muss ich doch wahrnehmen. Diese Spuren darf ich doch nicht übergehen. Was, wenn ich mir fremd werde? Was, wenn ich mich am Ende selber nicht kenne? Schön ist es natürlich auch, wenn ich mich dank meines Besuchs bei mir neu schätzen und lieben lerne: Was aus mir nicht alles geworden ist? Ich staune! Wie ich dazu gewonnen habe durch all das, was ich gelebt und erlebt habe? Was ich nicht alles erzählen könnte, wenn ich mir nur ab und zu ein wenig Zeit nehmen und mir zuhören würde?
Und dann: Einfach mich in den Arm nehmen und mir ins Herz flüstern: Schön, dass ich da bin! Schön, dass Gott mich geschaffen hat!
Die Adventszeit bietet eine gute Gelegenheit wieder einmal bei mir vorbei zu schauen. Wie wäre es, wenn ich mich morgen besuchen gehe? Ob ich zu Hause bin oder nicht, das entscheide alleine ICH!
- Ich nehme mir heute oder die nächsten Tage ganz bewusst Zeit für mich.
Wo will ich mich besuchen gehen? Wo kann ich mich gut öffnen? - Ich wage eine bestimmte Zeit des Alleinseins und höre in mich hinein. Was nehme ich wahr? Was entdecke ich in mir, in meinem Leben?
- Ich nehme mich an, so wie ich bin. Ich lasse zu, was ist. Ich liebe mich, wie meinen Nächsten und freue mich an mir.
- Ich nehme aus meinem Besuch mit, was mir weiterhilft auf meinem Weg zu mir, zu dir, zu Gott.
Wertvolle und anregende Besuche und Begegnungen wünscht