Zukunft barrierefrei gestalten
Barrierefreiheit ist nicht nur die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung und die gleichberechtigte Teilhabe im Alltag, an gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Barrierefreiheit ist auch ein Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Gesamtgesellschaft. Denn eine Welt ohne Barriere ist für alle zugänglicher und lebenswerter.
Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, stellt die Aktion Mensch unter dem Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“ daher auch im Jahr 2023 das Thema Barrierefreiheit ins Zentrum der Aktivitäten. Denn es gibt viele noch nicht umgesetzte Forderungen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung – auf viele Barrieren und Diskriminierungen muss immer wieder aufmerksamkeitsstark hingewiesen werden. Menschen mit Behinderung können und wollen Teil der Lösung sein – als Expert/-innen in eigener Sache und Mitgestalter/-innen von Anfang an.
Auch Regens Wagner Holnstein hat sich dieses Jahr erneut an der Protestaktion beteiligt. Dieses Jahr wurde der verkaufsoffene Sonntag am 30. April 2023 in der Stadt Parsberg genutzt, um die vielen Besucher an einem Proteststand in der Innenstadt auf das wichtige Thema Barrierefreiheit aufmerksam zu machen. Die Hauptattraktion des Standes stellte ein Quiz da, bei dem neugierige Passanten die Antwort zu fünf Fragen, wie zum Beispiel „Wie viel Prozent des Wohnraums in Deutschland sind barrierefrei?“ abschätzen konnten. Wussten Sie, dass im Jahr 2019 nur 2% aller Wohnungen und Einfamilienhäuser in Deutschland annähernd barrierefrei waren? Oder dass nur 26% der Haus- und Facharztpraxen barrierefrei zugänglich sind? Oder auch, dass rund 10% der Bevölkerung in Deutschland auf Barrierefreiheit im Internet angewiesen sind? Viele Standbesucher zeigten sich über diese Prozentsätze überrascht und wollten im Anschluss an das Quiz noch wissen, wie zum Beispiel eine Internetseite aufgebaut sein sollte, damit sie als barrierefrei gilt.
Auf einem digitalen Display konnten sich die Besucherinnen barrierefreie sowie nicht-barrierefreie Internetseiten ansehen und sich unter anderem auch durch das eigens für die neue Wohnanlage für Menschen mit Assistenzbedarf in Parsberg entwickelte digitale Assistenzsystem klicken. Da die Assistenz-App noch nicht ganz fertig ist, wurde anhand eines exemplarischen Prototyps gezeigt, wie technische Assistenz den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern helfen kann, den Alltag selbstständig zu strukturieren und Assistenz nach bedarf anzufordern.
Parallel zum Proteststand fanden ein paar Straßen weiter, in der neuen Regens-Wagner-Wohnanlage für Menschen mit Assistenzbedarf, Führungen statt. Ein Team aus Mitarbeitern und Menschen mit Behinderung erklärte hierbei den Besuchern das moderne pädagogische Konzept der Wohnanlage sowie die Einbettung in den Sozialraum Parsberg und führte die zahlreichen Interessierten durch die Apartments, Büroräume und den Gemeinschaftsraum. Da auch hier das Thema Barrierefreiheit im Fokus stehen sollte, wurde insbesondere die Anpassung der sechs speziell für Rollstuhlfahrer konzipierten Zimmer, in den Mittelpunkt gerückt. Den Besuchern wurde erklärt, auf was man bei der Einrichtung dieser Zimmer besonders achten musste. Zum Beispiel, dass die Küchenzeile unterfahrbar sein sollte, alle Elektrogeräte auf Arbeitshöhe eines Rollstuhlfahrers und dass die Toilette und das Waschbecken in den Badezimmern höhenverstellbar sind. Menschen mit Behinderung begleiteten die Führungen und beantworteten die vielen Fragen der Besucher. Bei Kaffee und Kuchen fand anschließend noch ein reger Austausch statt.
Die Anzahl der Besucher hat unsere Erwartungen weitaus übertroffen. Dies zeigt, dass vielen Menschen durchaus bewusst ist, dass das Thema Barrierefreiheit alle Menschen betrifft und eine Umsetzung von Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung von Wohnraum, Infrastruktur, Internet, usw. das Leben Aller erleichtern kann.